Eigentlich wollte ich diesen Text schon vor drei Wochen schreiben, aber ich brauchte länger um mich und meine Gedanken zu sortieren. Der Alltag mit vielen Terminen und noch mehr emails täglich hat mich wieder eingeholt. Ich habe noch vereinzelt Kontakt mit Kongolesen via WhatsApp und email.
Ich wurde nach meiner Rückkehr oft gefragt „hat es sich gelohnt?“ und „was sind Deine Ergebnisse?“. Es war eine private Reise und ich wollte Land und Leute sehen und hören. Dies gelang überraschend gut und es war mir den Aufwand und die Mittel wert. Ob ich nun nochmal in den Ostkongo reisen werde kann ich heute noch nicht sagen. Zu meinen Ergebnissen zähle ich, dass ich viele Zusammenhänge besser verstehe. Ich habe verstanden, dass wir, die Bewohner der reichen Länder, einen großen Anteil an den Zuständen in den armen Ländern haben, z.B. auch im Ostkongo.. Sowohl in der Vergangenheit als auch im Heute verhalten wir uns als Gesellschaft und auch als Einzelne nicht fair bzw. beuten wir aus. Hintergrundinfos dazu und Beispiele las ich in zwei Büchern, die ich empfehlen kann:
1.) „Tatort Kongo – Prozess in Deutschland“von Dominic Johnson, Simone Schlindwein, Bianca Schmolze
2.) „Begrenzt verantwortlich? – sozialethische Postionen in der Flüchtlingskrise“ von M. Heimbach-Steins
Es kommen mir manche Begegnungen im Ostkongo immer wieder in den Sinn. So begegnete ich einer Frau mit drei Kindern mehrfach. Sie saß immer am Straßenrand, die Kinder spielten und sie bettelte die Leute an. Ich gab einmal eine Packung Kekse und die Kinder freuten sich sehr darüber. Ein ander Mal hatte ich nur Luftballons dabei, habe sie aufgeblasen und den Kindern überreicht. Die Kinder waren ausser sich und die Mutter hatte plötzlich ein ganz entspanntes glüchliches Lächeln. Danach stellte ich mir die Frage, ob wir „Reichen“ denn immer die richtigen Dinge geben.
Mit der CVX in Bukavu tauschte ich mich ja mehrmals aus und wir waren uns einig, dass es wichtig wäre, mehr voneinander zu wissen. In Deutschland ist es derzeit sehr schwierig Infos vom Ostkongo zu bekommen. Ich wurde im Kongo oft gefragt warum ich ohne Frau gekommen bin. Als ich dann erklärte, dass in Deutschland viele sagten, der Ostkongo sei zu gefährlich, hörte ich stets ein Lachen. Nach diesen vier Wochen kann ich bestätigen, dass man in Goma, Massisi und Bukavu durchaus auch als weißer Europäer unterwegs sein kann. Man sollte natürlich die üblichen (Sicherheits-)Regeln beachten, wie abends im Dunkeln nicht mehr alleine auf der Straße zu sein. Aber diese Regel hat man mir auch schon in mancher deutschen Großstatdt gesagt. Die Homepage des Auswärtigen Amtes ist leider sehr undifferenziert mit seinen Empfehlungen und Ratschlägen und scheint mir wenig aktuell. Ich möchte versuchen eine kleine (Informations-)Brücke zwischen Ostkongo und Deutschland zu sein, ohne derzeit zu wissen, wie diese Brücke dann konkret gebaut sein muss. Ich wünsche mir viele kleine Brücken, Kontakte zwischen deutschen und kongolesischen Menschen, die helfen etwas zu verändern.
Wer an dieser meiner Vision mitarbeiten möchte, kann mich anmailen: patrick@jutz.me
und dann sehen wir weiter. Ich würde mich über Mitdenker sehr freuen.
Patrick Jutz, Ettlingen, 21. Mai 2017