Regenzeit: Tag 16

Es ist Regenzeit hier im Ostkongo und den ganzen Morgen regnet es. So habe ich viel Zeit zum Lesen und greife wieder zur Lektüre, die ich mir noch kurz vor dem Abflug besorgte.

Es ist nicht einfach zu Lesen, zum einen wegen den schlimmen Schicksalen und Verbrechen, zum anderen wegen der komplexen Materie. Aber es hilft mir Manches der Gegenwart besser zu verstehen, indem ich ein Teil  der Geschichte kennenlerne.  Es bestuerzt mich sehr von manchem Versagen der Kirche, der Deutschen, ja gar der UN zu erfahren und dies bis heute. So erscheint mir das heutige Wetter symptomatisch für die Menschen hier: Wir lassen sie ganz schön im Regen stehen!

So kann ich mich nur dem Fazit der Autoren anschließen: „Und die Frage, welche Rolle Deutschland in der Zukunft im Afrika der Grossen Seen angesichts seiner Verstrickungen in das Wirken der FDLR spielen kann und will, hart noch einer ueberzeugenden  Antwort.“

Heute ist mein Namenstag und ich bekomme meinen Esstisch mit Kerze und Blumen geschmückt.

Mittags kommt  die Sonne raus und ich kann spazierengehen und ich laufe  Richtung Zentrum, dies sind ja nur fünf Kilometer. Da ich mich aber verlaufe, wird es etwas mehr. Dafür treffe ich noch Jemanden, der Namenstag hat, ein Taxifahrer.

Unterwegs werde ich von einem Mann angesprochen, der Hefte verkauft, aus denen man Swahili lernen kann, wahlweise in französisch oder englisch. Eigentlich bin ich mit franz lernen schon genug gefordert und fünf Dollar für die paar Seiten scheint mir zu teuer. Aber er scheint mein Wanken zu spüren und laueft mir hinterher. Als er bei 3000 Francs angelangt ist kaufe ich eben eins.

Bukavu scheint mir im Durchschnitt wohlhabender, ich begegne weniger Armen auf der Strasse. Auf meinem Weg habe ich schöne Ausblicke auf die Stadt und das Umland.

Ein Freund hat mir vor der Abreise noch das Buch „Begrenzt verantwortlich?“ in die Hand gedrückt. Dort lese ich, dass zu den 20 Mio Flüchtlingen 2015 weltweit, ca. 41 Mio Binnenvertriebene hinzukommen. Und diese grosse Anzahl Binnenvertriebener  sind zum allergrößten Teil von den südlichen Ländern zu versorgen. Ich frage mich, welchen nennenswerten Beitrag wir reichen Länder dazu beitragen.Bei uns sind ja nur die Fluechtlingsschicksale Thema, wer denkt da schon an die Binnen vertriebene, wie z.B. auch hier im Ostkongo.

Haus Amani: Tag 15

Ich wohne in Zimmernummer 49, direkt neben einem kleinen Raum, der als Kapelle genutzt wird. So höre ich am ersten Abend vor dem Abendessen den Gesang einer Schülergruppe, die für drei Tage zu Exerzitien hier ist und es erinnert mich an den letzten Taizebesuch.  Amani liegt ganz am Ende einer Landzunge und das Gelände ist deshalb an drei Seiten vom See begrenzt. Bei wärmeren Temperaturen kann man darin baden und man hat einen schoenen Ausblick auf Bukavu Zentrum.

Die riesige Gartenanlage wird aufwendig und liebevoll gepflegt. Täglich sieht man mehrere Gaertner die Pflanzen beschneiden oder von Unkraut befreien.

Nach dem Mittagessen darf ich W. begleiten, der Einiges in der Stadt erledigen muss und ich bekomme eine kleine Stadtführung. Zwischendurch treffen wir noch den Schweizer C., der schon 30 Jahre im Ostkongo lebt und sich für diverse Projekte eingesetzt hat. Seit Masisi ist mir uebrigens klar, warum ich die Reise antrat. Es beschaeftigt mich die Frage „Was ausser Geld brauchen die Menschen hier von den Menschen in Europa?“ Da mich aber C. mehrmals fraegt wieviel Geld ich denn einbringen kann, habe ich den Eindruck er versteht mein Anliegen nicht und dies obwohl wir beide deutsch sprechen 😉

Wieder in Amani angekommen, schlendere  ich durch den Garten und genieße die Stille. Es gibt viele Stellen zum Sitzen und Verweilen und vor einer Jesus-Statue bete ich für den Frieden, in mir und zwischen den Menschen an allen Plätzen dieser Welt.

Der Kivu-See: Tag 14

Um von Goma nach Bukavu zu gelangen, fahren viele mit einem Boot über den See, da die Strasse sehr unbequem zu fahren ist. Mit einem Speedboot kann man in drei Stunden die Strecke fahren und zählt dafür 50 Dollar. Ich habe mich für die langsame Variante entschieden und fahre mit einem grossen Boot, welches die Strecke in 6-7 Stunden fährt. Das Ticket hat mir JRS einen Tag vorher fuer 25 Dollar gekauft und Bruder M. bringt mich sogar mit dem Auto zum Hafen. Wir sind kurz nach 7 Uhr dort und es ist richtige lebhaft. Wir müssen zuerst zum Ticketschalter und dann wird mein Reisepass geprüft, besser gesagt vieles davon abgeschrieben. Jetzt weiss ich warum wir so früh da sind, weil wir legen erst 7.30 Uhr ab. Zwischendurch kommen immer wieder Getraenke-/ Essensverkaeufer. Ich verabschiede mich von Bruder M. und erfahre dass man für mich erste Klasse gebucht hat, da hatten wir vorher gar nicht darüber gesprochen. Aber in dem grossen Ledersessel sitzt es sich gut und ein kleines Frühstück ist in dem Preis auch dabei.

Die TV-Geraete sind an und mir etwas zu laut. Deshalb erkunde ich etwas das Schiff und finde noch in der ersten Klasse eine interessante 220V-Verkabelung.

 ABER BITTE NICHT NACHBAUEN !!

Das Wetter ist trüb und kurz vor dem Anlegen fängt es zu regnen an. Ich habe sowieso schon meine Regenjacke an, da mir kühl wurde. Für die Fischerboote ist dies wesentlich unangenehmer. 

Ich bin den Jesuiten sehr dankbar, dass mich ein Fahrer abholt und mich die fünf km zum Exerzitienhaus „Amani“ (=Frieden) bringt. Dort darf ich die nächsten 12 Tage schlafen und bekomme das Essen. Ich werde sehr freundlich von einer Schwester am Eingang und vom Leiter des Hauses empfangen. Nach der Messe kann ich mit zwei Jesuiten zu Abendessen und trotz meines schlechten französisch findet ein Austausch statt. Das Haus liegt sehr schoen direkt am See und hat eine sehr gepflegte Gartenanlage und mehrere Kapellen.

Mzungu: Tag 13

Gestern Abend war ich bei einem jungen congolesische Paar zuhause zum Abendessen eingeladen. Die beiden haben letztes Jahr geheiratet und bekommen im Oktober Nachwuchs. Sie ist die Schwester eines GCL-Kontakts von Bukavu. Die Wohnung ist klein und einfach eingerichtet, aber auch mit etwas Luxus wie sehr grosses TV-Geraet, neue grosse Möbel und es steht ein Auto vor der Tür, welches aber ein Geschenk beider Eltern ist. Er arbeitet bei einer holländischen NGO und hat keine fünf Minuten Fussweg zur Arbeit. Sie erzählen mir, dass Ihr Vater starb, als sie 12 Jahre alt war und ihre Mutter die sieben Kinder alleine grosszog – ich druecke meinen Respekt für die Mutter aus. Sie kommt aus Bukavu. Er hat noch neun Geschwister und seine Familie lebt in Goma und unterstützt das junge Paar.

Heute planten wir meine Weiterfahrt nach Bukavu, ich nehme morgen früh das grosse Boot. Ein JRS-Mitarbeiter hat mir schon ein Ticket gekauft. Abends mache ich mit Bruder M. einen Spaziergang zum Hafen und dort ist ein reges Treiben und ich werde von vielen angestarrt, als wenn sie noch nie einen Mzungu gesehen hätten. Die Moped-Fahrer bieten uns ständig ihre Dienste an und können nicht verstehen, dass wir laufen möchten. Die Holzlastenraeder kommen schwer beladen mit riesigen Säcken zum Hafen. Einem ist sein Rad umgekippt und er schafft es nicht es aufzurichten. Als ich ihm dann helfe und das Rad wieder senkrecht steht, applaudieren die Umstehenden. Wir sehen mein Schiff, die Emmanuelle II, mit der ich morgen fahren werde.

Emanuelle II

Indische Mopeds: Tag 12

Heute Morgen mache ich einen Spaziergang und schaue mir Geschäfte an. Ich sehe sehr schöne bunte Stoffe, die sicher ein gutes Souvenir sind. Ich erkundige mich schon mal nach Preisen, werde aber noch Bukavu abwarten.

Ich schätze mal, dass in Goma einige Tausend Mopeds als Taxi fahren und an grossen Kreuzungen stehen immer viele auf Kundschaft wartend.

Kurioserweise komme ich an einem Geschäft vorbei, welches diese verkauft. Für ein 150er Moped aus Indien der Marke „Boxer“ bezahlt man dort 950 Dollar. Für eine Fahrt eines Moped-Taxis zahlt man 500 congolesische Franc, also weniger als ein halber Dollar. Aber beim Mittagessen erfahre ich, dass viele ehemalige Kindersoldaten ein Moped als Starthilfe erhalten haben und also nicht kaufen mussten.

Mein Visum wurde erst durch eine Einladung von APPROVI möglich. Ich verstehe erst heute, dass deren Sitz in Kindu ist, welches in Maniema liegt und von Goma nur per Flugzeug erreichbar ist. So kann ich deren ersten Vorsitzenden, der sich für mein Visum stark gemacht hat, leider nicht treffen.

Karte von D.R. Congo

Drei Hütten: Tag 11

Ich gehe mit E. In den Sonntagsgottesdienst von Saint Esprit, der wieder sehr gut besucht ist.

Kirche Saint Esprit in Goma

E. ist 31 Jahre alt und Spanierin, sie arbeitet für JRS als Projektleiterin und lebt in Summe schon einige Jahre hier. Sie erzählt von den Schwierigkeiten in richtigen Kontakt mit Einheimischen zu kommen. Ende 2017 läuft ihr Vertrag aus und dann stellt sich wieder die Frage, verlängern oder wieder nach Hause. Sie weiss auch, dass der Weg zurück mit jedem Jahr hier schwieriger wird. Ich höre bei ihr aber auch eine Berufung für diese Arbeit hier heraus. Sie erzählt weiter, dass viele Uniabsolventen nicht einmal Excel kennen und mit ihrem Abschluss im Congo deutlich weniger gelernt haben als mit europäischem Abschluss.

In der Messe bin ich stolz, trotz meines schwachen franzoesisch, das Evangelium zu erkennen(Mt17,1-9). Petrus möchte drei Hütten bauen, für Jesus, Elia und Mose. Aber er kommt gar nicht dazu seine Pläne weiter auszuführen und Gott unterbricht ihn und spricht davon, auf wen man hören soll. 

Mir kommen die Hütten der Camps in den Sinn, die ich in und um Masisi besucht habe. Ich Frage mich auch, was mir dieser Text sagen will. Wie sesshaft oder auch nicht sesshaft soll / darf ich sein? Ich werde mit dieser Frage die nächste Zeit ins Gebet gehen und freue mich mein Assisi-Kreuz dabei zu haben, von unserem Mystik-Biketrial 2016, bei dem wir einige Ensiedeleien des Franz mühsam aber glücklich mit dem Rad besucht hatten.

Den ganzen Tag schon ist Stromausfall und abends geht auch Wasser nicht mehr. Man sieht zwar oefters bei Geschäften Solarpanels, aber auf Hausdächern deutlich seltener als in Deutschland, obwohl hier mehs Sonne scheint und einiges an Diesel für Generatoren gespart werden könnte.

Transportwesen: Tag 10

Es ist Samstag und ich werde heute von einem Fahrer zurück nach Goma gebracht. Wir müssen zuerst einen Huegel überqueren und habe einen sehr schönen Blick auf Masisi. 

Blick auf Masisi

Die Strasse ist schwierig befahrbar, da es viel geregnet hat und alles sehr matschig ist. Viele Menschen sind heut unterwegs, da Markttag ist. Es werden Lebensmittel auf dem Kopf, zufuss oder mit dem Moped transportiert. Auch Fahrräder oder Holzlastenraeder  sind im Einsatz. Aber heute sind auch sehr viele Autos und LKWs auf der Strecke, es scheint ein beliebter Reisetag zu sein, aber es gibt quasi nur eine Spur und wenn darauf ein LKW im Matsch stecken bleibt, geht nix mehr. 

Dann hilft nur eines, die Ladung mind. teilweise abladen und mit vereinfachten Kräften die Räder freischaufeln und mit Kies unterfüttern. Dies kann schon mal eine Stunde oder länger dauern und solange geht auf dieser Strasse nix mehr und es bildete sich eine lange Autoschlange. Aber die Mopeds und Fußgänger nutzen schmale Passagen und können ihre Fahrt/Fussweg fortsetzen.

Wegen mehrerer solcher „blockages“ brauchen wir sechs Stunden für die 80km, aber immerhin kommen wir gesund und ohne Panne an.

Ich bin wieder Gast bei JRS und nach der Dusche werde ich von M. angerufen und wir gehen noch gemeinsam mit S. in die „Nyumbani Lounge“. Das Essen hier ist gut, wie auch im „Le Chalet“, aber in beiden ist das Preisniveau europäisch. Hier trifft man viele Ausländer, die für NGOs oder Munesco arbeiten. M., S. und ich tauschen aus, was wir jeweils so erlebt haben und sind nun schon das dritte Mal zu dritt unterwegs.

Bildung für alle: Tag 9 

Heute darf ich mit A., dem Jesuiten, E., dem frischen Vater und A., der selbstbewussten jungen Frau, die auch vertrieben wurde, mitfahren. JRS zahlt an den Schulen für die Kids aus den Camps anteilig Schulgebühren, d.h. 50% zahlt je  JRS und die Eltern, d.h. je Trimester zahlt JRS je Kind 10 US Dollar. In unserer ersten Schule werden von 255 Kindern 28 von JRS unterstützt. Jedes Kind muss dafür unterschreiben und der Schuldirektor quittiert den Erhalt des Geldes. Es gab auch schon Direktoren, die versuchten JRS auszutricksen und für Kids, die die Schule verlassen hatten, ein anderes unter gleichem Namen laufen zu lassen, aber nicht aus einem Camp. 

Deshalb soll nun zusätzlich eine Foto-Datenbank erstellt werden. In der Schule in Kishondja zahlt JRS fuer für fünf Kids die Examens Gebühren je 37 US Dollar, was für deren Eltern richtig viel Geld ist. In der dritten Schule ist der Direktor nicht da und deshalb wird dort kein Geld ausgezahlt. Aber die Kids können unterschreiben. Zur Sicherheit wird der JRS-Zahltag nicht angekündigt, sonst würde man es ja Rebellen unnötig leicht machen und die JRS Mitarbeiter gefährden. Als Mzungu bin ich in de Schulen, wie auch auf der Strasse, die Attraktion.

Den Direktor der vierten Schule haben wir morgens mach Masisi fahren sehen. Er meint wohl seine Lehrer unterrichten auch ohne ihn. Aber die haben sich frei genommen und die Schule ist zu und menschenleer. Wir machen für den Direktor ein Foto. Die fünfte Schule liegt in einem Ort, in dem vor vier Tagen zwischen Polizei und Rebellen eine Schießerei war. Unser Projektleiter E. untersagt deshalb die Fahrt dorthin und der Direktor und die Schueler laufen uns deshalb 10km entgegen. Das Prozedere Cash gegen Unterschrift findet hier am Straßenrand statt. Während dessen laufen einige Frauen mit Brennholz auf dem Rücken vorbei und schauen interessiert zu.

Ich staune immer wieder, welche Lasten hier zufuss  auf Kopf oder Rücken über weite Strecken getragen werden. Auch Kinder sieht so oft bepackt.

Zum Abschluss besuchen wir eine sechste Schule, kath. geführt, dessen Direktor ein sehr aufgeräumtes Büro hat. An dieser Schule sind viele Kids krank. Nun treten wir die Rückfahrt an es findet dann im JRS Büro eine Teamsitzung der Woche statt.

Viele Vertriebene: Tag 8

Ich lerne hier, dass in den vielen Camps nicht nur Flüchtlinge (von anderen Ländern) leben, sondern mehr noch Vertriebene, die im Inland vor Gewalt und Rebellen geflohen sind. Heute fahre ich mi D. früh los, zuerst 45min Autofahrt in das Camp Bukombo, dort leben 911 Familien mit 2101 Menschen. Wir werden vom President und seinem Leitungsteam (15 Personen) begrüßt.

Man erzählt uns vom Leben im Lager und wir tragen uns, wie ueblich, ins Gästebuch ein. Die Bewohner berichten von undichten Dächern der Hütten und der Schwierigkeit Essen zu finden. Ich stelle mich kurz vor und die Hütte ist voll mit Interessierten. Ich habe nichts mitgebracht, ich werde nichts helfen können und trotzdem freuen sich die Menschen über meinen Besuch. Am Ende gehen wir in ein großes Zelt mit ca. 50qm in dem die Neuen (40-50 Erwachsene und Kids) seit zwei Wochen auf engstem Raum leben, auch sie finden schwer Essen. Die Dächer der Armenviertel in Goma sind Wellblech, die der Camps sind aus Folie, die irgendwann rissig und undicht wird.

Zum Schluss darf ich noch zwei bescheidene Hütten von innen anschauen.

Bevor wir ins Auto einsteigen, blase ich noch ein paar Luftballons zur Freude der Kids auf und werfe sie in die grosse Kinderschar.

Im zweiten Camp Kalinga leben 1791 Familien mit 7728 Menschen und ich sehe eine handgeschriebene Liste der Bewohner. Da der President noch nicht da ist, werden wir von Frauen und Aelteren mit Tanz und Gesang begrüßt. Sehr oft hören wir „Karibu“ (willkommen), viele im Camp sprechen Swahili oder Kinyarwanda, die Sprache der Hutu aus Ruanda. Eine junge Frau erzählt uns wie schwer es ist für die vielen Alten mitzusorgen. Auch hier gibt es das Problem undichter Dächer. 

Wir schauen uns noch, ein km entfernt, das Zelt für Neue an. Wieder ca. 40qm für 50 Personen. Keine Matratzen, nur eine Folie je Familie als Unterlage zum schlafen.

Zum Schluss besuchen wir das Camp Lushebore mit 729 Familien und 3219 Menschen. Es liegt zwar landschaftlich sehr schön in einer grünen Hügellandschaft, aber die Huetten- und Hygiene-Situation ist auch nicht besser. Es gibt keine Duschen und Plums-Gemeinschaftsklos, kein Strom, kein Wasser in der Hütte und es wird mit Holz in der Hütte gekocht. Auch hier wird über undichte Dächer geklagt. Im Komitee sitzt auch eine couragierte junge Frau und es rührt mich, als mir der Präsident zum Schluss Gottes Segen für meine Reise wuenscht. Ich komme zwar mit leeren Händen und wenig Zeit, aber wenigstens gelingt mir bei den Kindern mit ein paar Spaesschen sie zum lachen zu bringen. Ich schüttelte viele Hände und sage zig-Mal „jambo“ und nehme zuhause viel dankbarer und bewusster meine warme Dusche und in mir kommt so manches Kinderlachen hoch, was mich froh macht. 

Beim Abendessen erzählt D., dass er oefters angebettelt wird. Wenn er Geld hat, gibt er. Wenn er reingelegt wird, ist er nicht verärgert, eher traurig für den der gelogen hat. Der muss mit dieser Sünde vor seinem Gott klar kommen. A. gibt stets nur zwei Drittel, damit der Betroffene auch selbst noch etwas tun muss und er will das Geld nicht zurück, seine Bedingung ist einem anderen Nächsten zu helfen. Dabei wird mir klar, wie wertvoll mir ignatianische Gemeinschaft und deren Impulse sind und ich bin dankbar Gast von JRS sein zu dürfen.

Masisi erkunden: Tag 7

Heute ist internationaler Frauentag und es wird deshalb nicht gearbeitet. Deshalb können wir etwas länger schlafen und die Messe ist statt 6.30 Uhr erst um 11 Uhr. Wir feiern nur zu dritt in der kleinen Kapelle der Jesuiten. Ich genieße es sehr und bin froh über die jesuitische Gastfreundschaft. Danach zeigt mir A. den Ort und es laeuft uns immer einer Kinderschar hinterher, am Wegesrand rufen viele Kids „Mzungu“ (weisser Mann) und wollen von uns „Biskuits“, die wir aber nicht haben. 

Im Ort leben ca. 6000 Menschen und von der kath. Pfarrei werden zwei Schulen betreut. Es gibt eine Kaserne der Munesco, ein Gefängnis und sogar eine kleine Universität. Es wird auch hier an der Durchgangsstrasse  gebaut, wie wir es auch gestern bei der Herfahrt oft sahen. Im Ort sind sehr viele Wikipickis als Taxi unterwegs. Sehr viel des Lebens findet auf der Strasse statt, weil die Hütten von der Groesse  und dem Standard oft denen in Camps gleichen.

In Masisi sind sechs NGOs tätig, neben dem JRS z.B. noch Ärzte ohne Grenzen, die hier ein Krankenhaus betreiben und auch Caritas, welche eine Partnerschaft mit meiner Heimat haben, nämlich der Diözese Rottenburg-Stuttgart.