Fahrt nach Masisi: Tag 6

Morgens nach der Messe und dem Frühstück fahren wir los, für die 80 km werden wir vier Stunden brauchen. Wir haben noch Glueck, diesmal keine Blockade, d.h. Panme eines LKWs, den man nicht passieren kann und deshalb eine Stunde oder mehr warten muss. Schon kurz nach Goma gibt es keinen Asphalt mehr und ohne Allradantrieb ist diese Strecke nicht machbar. Jetzt ist Regenzeit und das viele Wasser erschwert die Tour zusätzlich.

Wir sind zu sechst, ein Fahrer, zwei Jesuiten, ein Englischlehrer, ein Projektleiter und ich. Ich bekomme immer wieder ausführliche Infos von A., einem kanadischen Jesuiten, der ein Jahr   JRS in Masisi mitarbeitet. Die Fahrt ist sehr anstrengend, da wir stets kräftig durchgeschüttelt werden und oft nur im Schritttempo vorwärts kommen. Aber die Landschaft ist wunderschön und in den Dörfern vor Masisi kaufen wir noch frische Lebensmittel ein. Man nennt die Gegend auch die Schweiz des Congo, man könnte auch Schwarzwald sagen;-)

Zudem sind wir via Funk ständig mit unserer JRS-Basis in Masisi in Kontakt. Aber die Gegend ist sehr ruhig und sicher. Es gibt hier viele Monusco-Fahrzeuge und in einigen Orten auch stationierte Soldaten. Die Menschen leben hier viel von Landwirtschaft und leben sicher besser als viele Andere in Gomas Armenvierteln.  Am Ziel angekommen werden wir schon erwartet und das Essen ist schon bereitet. Dankbar für die gute Reise erhole ich mich nach dem Essen in meinem Zimmer. 

NGOs in Goma: Tag 5

Es sollen in Goma über 160 NGOs vertreten sein. Viele leisten sicher gute und wertvolle Arbeit, aber braucht es wirklich diese Masse? 

Ich bin beim JRS zu Gast und bekomme am Anfang eine Präsentation von M. über die Strukturen und Aktivitäten. In Afrika arbeitet der JRS in vier Regionen: Ost-, West-, Sued-Afrika und in der Region „Grosse Seen“, zu der gehört: D.R. Congo, Ruanda, Burundi, Tansania und in dieser Region werden  ca. 131.000 Flüchtlinge vom JRS betreut und dies von nur vier Jesuiten, die natürlich noch hauptamtliche Laien zur Unterstützung haben. 

Beim Abendspaziergang  laufen an dem grossen Areal der Monusc entlang und sehen wieviele edle Häuser dort entstehen, keine 1000 Meter weiter leben die Menschen in Blechhuetten. Unterwegs begegnen uns mehrere Strassenkids, es gibt in Goma davon viele Tausend. Die Salesianer Don Bosco unterhalten in Goma ein Zentrum, in dem 2000 Strasdenkids leben. Beim Schreiben dieser Zeilen kommt mir dann wieder der Blick des fünfjährigen Jungen, der uns in der Dämmerung traurig erzählt, das er heute noch nichts verkauft hat. Er streckt uns drei Turnschuhe entgegen und meint wir sollten ihm diese doch abkaufen. Wir brauchen aber keine Schuhe und auch von den Jesuiten höre ich den Satz: 

“ Wir können nicht allen helfen.“

Sonntag: Tag 4

Ich gehe um 11 Uhr in die Saint Esprit Kirche. Der lateinische Rytus erleichtern es mir, auch wenn ich wegen meines schwachen Französisch viele Texte nicht verstehe. Ein Dirigent leitet einen gemischten Chor, bezieht aber auch die Gemeinde mit ein. Es ist sehr schön anzuhören und erinnert mich ein bisschen an Taize. Die Kirche ist voll und bei der Kommunion ist es sehr eng im Gang, aber da ja zwei Stunden angesetzt sind ist genug Zeit. Am Ende werden noch 20 Minuten Ansagen gemacht, anstelle eines Gemeindebriefs und es werden sechs junge Erwachsene zu einem afrikanischen Treffen entstand. Beim Heimweg fallen mir die Bettler und viele Straßenkinder auf, so im Gegensatz zu vielen Kirchgänger, die mit einem guten Auto vorfuhren. Arm und Reich sind hier so dicht beieinander. 

Daheim angekommen richte ich mein Gepäck für Montag, ich darf die Arbeit des JRS kennenlernen und gehe mit ihnen auf Projektreise.

Weil ich hier gutes WLAN habe, kann ich mit Ingrid Skypen und hören was es zu Hause Neues gibt. Und nur wegen des WLAN komme ich gut mit dem Blog voran.

Glauben: Tag 3

Morgens nach dem  Fruestueck und einer Gebetszeit laufe  ich zur nahe gelegenen Kirche Saint Esprit und staune,  dass der 11Uhr-Gottesdienst so voll ist, dass Manche vor der Kirche stehen. Dort ist jeden Werktag Messe, sonntags vier. Danach fahre ich mit einem Wikipiki etwas außerhalb zu dem Friedhof wo Angela beerdigt ist. Ich habe eine Kerze dabei, finde aber ihr Grab nicht. Dafür erlebe ich eine katholische Beerdigung mit lebhaftem Gesang.  Ich stelle mir dabei Angelas Begraebniss vor. Obwohl nicht so abgesprochen, hat mein Fahrer S. auf mich gewartet, ich bin ihm dafür sehr dankbar.

Auch T., die mir hier in Goma hilft, ist sehr gläubig und ich wünsche mir mehr Austausch. T. hat mir mittags einen Termin beim JRS organisiert und ich werde sehr freundlich von M. und K. empfangen und werde eingeladen ihre Arbeit kennenzulernen. Auch dafür bin ich sehr dankbar und staune mit wie wenig Planung sich Manches so gut geführt anfühlt. Es ist gut so.

Arm und Reich: Tag 2

Ich versuche mich eizuleben und erkunde die Strassen. Am Rand gibt es viele Angebot, z.B. Bananen, Fritiertes, Zigaretten, Kongo-Francs, uvm. Es werden auch diverse Dienstleistungen angeboten, Mechaniker reparieren Fahrräder, Mopeds und Autos und ich staune, was alles mit einfachsten Mitteln transportiert wird.

Ich lebe in einem sehr komfortablen Appartement, 24h mit Security bewacht. Dies war so von mir nicht geplant, hat sich via airbnb so ergeben. Die Hauptstrassen sind geterrt, die Seitenstraßen nicht und haben viele Schlaglöcher. Bei meinem Spaziergang kam ich schon nach weniger als einem Kilometer an einfache Wellblechhuetten und einen lebhaften Gemüsemarkt. Ich werde hier viel angesprochen, als Weisser, mal möchte man mir etwas verkaufen, mal einfach nur so ein freundlicher Gruss und relativ selten angebettelt. Bei den Bettlern fällt es mir hier deutlich schwerer vorbeizugehen als in Deutschland. Bei einem monatlichen Durchschnittslohn von 70 Dollar, Frage ich mich, wie eine Familie, die Schulgeld und Miete bezahlen muss, durchkommt. Ich habe sehr grossen Respekt wie hart hier Mancher seinen Lebensunterhalt erarbeitet. Abends bin ich mit M. und S., die für vier Wochen mit einer NGO hier ist, in einem Restaurant. Hier trifft man viele NGOler und zahlt europäische Preise für das Essen. Es ist interessant von denen, die schon lange hier sind, zu hören wie sie die komplexe Situation einschätzen. 

Ich bin da: Tag 1

Früh morgens kam ich in Addis Ababa an und dort war dann über vier Stunden Pause. Beim zweiten Flug hatte ich einen Fensterplatz vor einem Triebwerk. Nach dem Start hörte ich laute Vibrationsgeraeusche, die mich schon etwas nervös machten. Da diese aber nach einigen Minuten verschwanden konnte ich das Fliegen über den Wolken doch genießen. In Kigali wartete schon Richard auf mich. Er fuhr mich in drei Stunden die 150km nach Gisenyi. Unterwegs sahen wir viele Radfahrer, die unglaubliche Lasten transportierten oder sich auch mal von einem LKW ziehen ließen.

An der grossen Grenze zu Goma setzte mich R. ab. Ich ging zufuss ueber die Grenze und war dann nach zwei km Taxifahrt bei M., der mir für die erste Woche ein Zimmer vermietet.

Ich bin dann mal weg: Tag 0

Ich konnte es kaum glauben, als mir um 9.15 Uhr heute ein Kurier einen Umschlag mit meinem Reisepass und dem Visum vor der Haustür überreichte. Aber nun sollte nichts mehr dazwischen kommen, um 17.00 Uhr fährt mein Zug von Karlsruhe nach Frankfurt und dann ist noch viel Zeit, bis ich abfliege. Ich bin gespannt was mich erwarten wird und freue mich auf das Land und die Menschen.

Geduld: Tag-1

Heute Nachmittag kam ein Anruf der Visazentrale, dass mein Reisepass mir morgen Vormittag mit einem Kurier zugestellt wird, morgen Abend ist mein Abflug von Frankfurt nach Kigali. Dort wird mich Richard mit dem Auto ca. drei Stunden zur Grenze von D.R. Kongo fahren, wo ich dann bei Gisenyi die Grenze nach Goma überqueren kann. Ich hätte mir vor einigen Monaten nicht gedacht, dass es bis zum letzten Tag so spannend bleibt, ob ich nun fliegen kann oder nicht. Ich habe mir heute auch noch WhatsApp eingerichtet, weil es einfacher ist und eben so viele Menschen schon nutzen 😉

 

Priviligiertes Leben: Tag-3

Gestern war ich mit Ingrid im Kino und wir sahen den Film „Lion – Der lange Weg nach Hause“. Durch den Film wurde mir wieder einmal bewusst, wie priviligiert ich aufgewachsen bin und auch heute noch lebe. Nun werde ich in ein Land reisen, wo die allermeisten Menschen nicht so leben können. Zum großen Teil deswegen weil die Strukturen in unserer Welt für diesen Teil der Erde sehr ungünstig sind. Ich als einziger kann da wenig tun, ausser vielleicht versuchen so zu leben, dass mehr Gerechtigkeit entsteht, z.B. durch mehr Einkauf von Fair gehandelten Produkten. Der Weltaden Ettlingen ist dafür eine gute Adresse 😉

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich auf die Idee kam in den Ostkongo zu reisen. Dies ist eine längere Geschichte, weil ich mich schon einige Jahre mit der Situtation dort beschäftigte. Ich habe mal ein paar Links unter „Infos“ zusammengestellt, die mir eine gute Vorbereitung auf die Reise waren und etwas Einblick darin geben.

Unterstützung: Tag -10

Großes Dankeschön an Rolf Pfluecke von Konvoi-der-Hoffnung ohne den ich sicher 2017 nicht gereist wäre. Seine Kontakte und Tipps waren sehr hilfreich und gaben stets neue Hoffnung. Alles ist vorbereitet und ich hoffe au einen Umschlag nächste Woche mit meinem Reisepass und dem Visum.

Dies ist mein erster Beitrag vom Smartphone mit der WordPress-APP eingegeben. Zudem ein Foto von einem Bäumchen vor unserem Haus eingefügt. Mich faszinieren Porträts von Bäumen.